Köln. Mit der Corona-Pandemie kam ordentlich Schwung in die Digital-Abteilungen deutscher Konzerne. Der nationale Lockdown trat in Kraft, als die Hauptversammlungen vor der Tür standen – und plötzlich musste alles ganz schnell gehen. Hauptversammlung digital? Machbar. Videokonferenzen? Kein Problem. Doch wie viel ist von diesem Digitalisierungsschwung geblieben? Wie steht es um den Digitalisierungsgrad der IR-Kommunikation in Deutschlands Großkonzernen und welche Trends zeichnen sich ab? Die Kölner Beratungsagentur NetFederation GmbH ist diesen Fragen nachgegangen und hat die IR-Websites von 50 börsennotierten Konzernen untersucht. Im Ranking der besten Webauftritte für Investor Relations belegt Henkel den ersten Platz, gefolgt von BASF und Daimler.
Gegenstand der Studie waren IR-Websites und deren Social-Media-Anbindung. Untersucht wurden sowohl die verfügbaren Inhalte als auch interaktive Funktionen und Serviceangebote sowie die technische Performance. Unternehmen konnten demnach in den Kategorien Berichterstattung & Kennzahlen, Selbstverständnis & Kontaktmöglichkeiten sowie Service & Usability punkten.
„Sieht man sich die drei Kategorien im Überblick an, stellt man fest, dass es oft noch an Kernelementen wie userfreundlichen Funktionen, reichweitenstarker Social-Media-Kommunikation und zeitgemäßer Mobiloptimierung fehlt. Hinzu kommen inhaltliche Defizite, wie die Verknüpfung von IR- und CSR-Themen. Gerade zum Thema Nachhaltigkeit erwartet man heutzutage transparente Informationen und klare Statements, allerdings sind hier die Ergebnisse eher ernüchternd“, erklärt Thorsten Greiten, Geschäftsführer bei NetFederation.
So spricht beispielsweise nicht einmal die Hälfte (48 %) der untersuchten Unternehmen darüber, wie das eigene Nachhaltigkeitsengagement mit dem Geschäftserfolg zusammenhängt. Zur Nachhaltigkeitsstrategie selbst äußern sich mit 56 % nur wenige mehr. „Als Investor will ich wissen, wie die Wertschöpfungskette aussieht und wie zukunftsfähig das Unternehmen aufgestellt ist. Wer diese Informationen liefert und den Daseinszweck des Unternehmens klar benennt, ist dem Wettbewerb deutlich voraus“, so Greiten weiter.
Ein weiteres Thema, das laut der Kölner Experten zu selten in der Kommunikation auftaucht, ist die Digitalisierung. „Wie wichtig es ist, die digitale Transformation im Unternehmen voranzutreiben, hat einmal mehr die Corona-Pandemie gezeigt. Hier müssen Unternehmen am Puls der Zeit bleiben, um mit aktuellen Technologien Schritt zu halten. Umso überraschter waren wir darüber, dass im IR-Bereich so wenig über Digitalisierung gesprochen wird“, sagt Greiten. Konkrete Digitalisierungsziele nennen etwa nur 16 % der Konzerne, über digitale Ethik äußern sich lediglich 24 %.
„Beim Storytelling ist weiterhin Luft nach oben, nicht nur, was die Inhalte angeht, sondern auch bei den Formaten. Wir sehen nach wie vor unendliche Textwüsten und tiefe PDF-Gräber. Weitaus nutzerfreundlicher und auch sehr gut teilbar via Social Media wären Infografiken, Podcasts oder Videos, aber die sucht man auf vielen IR-Seiten vergebens. Wir sind gespannt, ob sich der Covid-19-Digitalisierungsschub nur in HV und Roadshows zeigt, oder ob IR den Schwung auch auf sämtliche andere Kommunikationskanäle mitnehmen kann“, so Greiten abschließend.
Alle Ergebnisse sowie weitere Einblicke in die Studie erhalten Sie unter www.ir-benchmark.de.