5. Januar 2017 | Christian Berens

Digitale HR-Trends 2017

Digitale Disruption wirkt sich nicht alleine bei den Big Playern im Silicon Valley oder dem Onlinehandel aus, sondern auch im Kleinen – beispielsweise beim Recruiting und der Suche nach Bewerbern resp. Stellenausschreibungen. Die Zeiten, in denen sich Absolventen händeringend für unbezahlte Praktikumsplätze beworben haben, sind längst vorbei. Derzeit herrscht in sämtlichen Sektoren ein so großer Bedarf an Fachpersonal, dass HR-Abteilungen im „War of talents“ massiv gefordert sind. Sie müssen die breite Klaviatur der digitalen Möglichkeiten nutzen und sich zunehmend zielgruppenspezifischer ausrichten, um geeignete Bewerber für ihr Unternehmen zu gewinnen. Denn mit 08/15-Stellenausschreibungen erzielt niemand Resonanz bei heiß umworbenen Fachkräften. Um sich auf dem derzeit florierenden Arbeitsmarkt als Arbeitgeber oder Arbeitnehmer besonders aussichtsreich zu positionieren, müssen alle Player die Initiative ergreifen – und digitale Chancen nutzen.  

Der Wunschbewerber

Es kommt nicht selten vor, dass Headhunter und Recruiter interessante Angestellte via XING, LinkedIn und sogar auf Facebook aktiv anschreiben, um sie auf interessante Vakanzen aufmerksam zu machen. Schon im Vorfeld vergleichen Personaldienstleister die erforderlichen Fähigkeiten mit den Onlineprofilen in Frage kommender Kandidaten und gehen dann direkt auf ihre Wunschbewerber zu. Die Bedeutung von Social Recruiting über die Social-Media-Kanäle wird in 2017 stark zunehmen. Die besten Chancen auf geeignete Stellen bzw. Mitarbeiter werden die Bewerber und Unternehmen haben, die auf den diversen Kanälen präsent sind und sich umfassend präsentieren.

Hindernisse abbauen

Klar, der Bewerbungsprozess über Social Media sollte möglichst barrierefrei ablaufen. Der One-Click-Bewerbung kommt dabei eine besonders hohe Bedeutung zu. Über einen bestimmten Button können Bewerber ihr sorgfältig erstelltes Profil in die Unternehmensdatei übertragen, ohne die ursprüngliche Plattform verlassen zu müssen. Das spart Zeit und schont die Nerven.

Einige Vorreiter bieten ihren Bewerbern mit dem „Kontaktieren Sie mich“-Button heute schon die Möglichkeit, das Bewerberprofil auch bei zukünftigen Ausschreibungen hinterlegen zu können. Natürlich müssen Bewerber darauf achten, dass ihr Profil stets auch auf dem aktuellsten Stand ist.  

Ask Bot

Nachdem Facebook auf der F8 conference Einblicke in die zukünftige Entwicklung von Chatbots auf Basis des Messengers gewährt hat, werden diese über Kurz und Lang ihren Einfluss auf die Art und Weise haben, wie Bewerber nach Vakanzen suchen und wie sich Unternehmen als potentielle Arbeitgeber vorstellen. „Guten Tag, ich bin der Bot und stelle Ihnen gerne unsere Vakanzen vor“ – solche oder ähnliche Sätze, werden uns noch sehr viel häufiger begegnen als heute. Wir von NetFed setzen einen Chatbot in unserem Facebook-Messenger ein und sammeln Erfahrungen: www.m.me/netfed

Mobil bewerben leicht gemacht

In den letzten zwei Jahren wurden insbesondere für Unternehmen mit Konzernstruktur responsive Websites unerlässlich. Der Anteil der Nutzer, die sich mit mobilen Endgeräten über die Stellenanzeigen der Unternehmen informieren, steigt stetig. Insbesondere die Messenger-Dienste werden für HR-Abteilungen immer bedeutsamer. Schließlich möchten die Bewerber die ersten Informationen ohne große formale Barrieren am liebsten per WhatsApp erhalten. Auch ein erstes Kennenlernen kann zunächst über ein Bewerbungsgespräch via Skype erfolgen, bevor die heißbegehrte Einladung zu einem persönlichen Gespräch das Haus verlässt. Diese Maßnahmen bieten sowohl für Bewerber als auch Unternehmen einen unverzichtbaren Mehrwert. Business ist Zeit und Geld!

Let’s play

Schon heute bekommen Bewerber nach ersten telefonischen Bewerbungsgesprächen von Personalern vereinzelt Links zu kleinen Recruiting-Games zugeschickt. Auch wenn es sich bei diesen Games um meist witzig dargestellte Figuren handelt, sollten Bewerber den Ernst der Sache nicht verkennen: Es handelt sich bei diesen Online-Spielen um nichts anderes als Online-Assessment-Center. Insbesondere durch den spielerischen Umgang dieser Recruiting Games erhalten Unternehmen wertvolle Erkenntnisse über die Bewerber hinsichtlich der Problemlösungsfähigkeiten. Zudem können sie vielfach auch einfach noch bislang unvollständige Fakten abfragen. Da Bewerber Online-Recruiting-Games in den eigenen vier Wänden durchspielen können, erhoffen sich Unternehmen, authentischer agierende Bewerber – die simulierten Bedingungen im Assessment Center lassen zu selten wirklich erkennen, wie sich Menschen im normalen Arbeitsalltag einbringen.

Letztlich tragen die hier skizzierten Trends sowohl für Bewerber als auch für Arbeitgeber dazu bei, dass Bewerbungsprozesse effizienter ablaufen. Digitale Kommunikationskanäle werden flächendeckend genutzt. Daher wird bei Personalverantwortlichen und Bewerbern der Faktor „Digitalkompetenz“ richtungsweisend für die Beschaffung geeigneter Mitarbeiter bzw. dem Zugang zu den entsprechenden Stellenangeboten.


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