25. April 2017 | NetZwerg

Let's talk about IR

Die verschiedenen Anforderungen von Stakeholdern an IR [g|1], digitale Kommunikation und Start-ups – wir haben Christina Kolbeck, Head of Investor Relations & Sustainability der Klöckner & Co SE gefragt.

Inwiefern unterscheiden sich Ihrer Erfahrung nach die Anforderungen von Aktionären, Analysten und Finanzmedien an die IR einer Aktiengesellschaft?

Aktionäre, Analysten und Finanzmedien haben ein unterschiedliches Interesse nach Informationstiefe. Während die Finanzmedien schnell für den Artikel, der in einer Stunde Redaktionsschluss hat, noch die passende Headline suchen, beschäftigen sich Analysten en Detail mit den Kennzahlen und benötigen daher auch für ihre Bewertungsmodelle ausführlichere Informationen und Daten. Aktionäre befinden sich mit ihrem Informationsbedarf meist zwischen diesen beiden Positionen. Aber eins haben sie gemeinsam: Die Information, die sie suchen, muss schnell und gut auffindbar sein.

Welche Bedeutung hat für Sie die IR-Website, um die Shareholder zu erreichen?

Für uns ist die IR-Website wesentlich und unverzichtbar, um unsere Shareholder zu erreichen.  Hier bündeln wir alle Informationen, die unsere Shareholder verlangen, in der Art und Weise wie sie sie benötigen. Dabei müssen wir  jedoch immer ein Auge auf Trends und Veränderungen im Nutzerverhalten haben, was bei aller Kontinuität der Inhalte zu einem andauernden Relaunch der Seite führt. Zurücklegen und ein paar Monate oder gar Jahre den letzten Relaunch genießen, das funktioniert nicht mehr.

Wie hat sich die Arbeit in IR-Abteilungen in den letzten Jahren durch digitale Kommunikation verändert?

Mein Eindruck ist, dass alle Stakeholder noch schneller und direkter Informationen  verlangen. Viele sind es im  Alltag gewohnt – bspw. durch vers. Messengerdienste –, dass nach einer Frage unmittelbar eine Reaktion auf ihr Anliegen erfolgt. Diese Erwartungshaltung ist ebenso im beruflichen Bereich zu beobachten.

Außerdem lässt sich feststellen, dass aufgrund der leichteren Abrufbarkeit von Nachrichten und deren Bewertungen private Investoren besser informiert sind und auch sein wollen. Waren früher meist nur institutionellen Anlegern und Analysten bestimmte Informationen vorbehalten (z. B. durch Bloomberg), sind diese heutzutage in einer großen Detailtiefe mit nur wenigen Klicks im Netz abrufbar.

Welche Veränderungen wird es durch die Digitalisierung für IR noch geben?

Durch die Digitalisierung werden sehr viele Prozesse im Konzern beschleunigt – sowohl operativ als auch administrativ. Daten stehen schneller zur Verfügung. So ist es uns möglich, unsere Geschäftszahlen in immer kürzerer Zeit nach der Berichtsperiode zu veröffentlichen – heute rd. 14 Tage früher als noch vor fünf Jahren. Die Financial Community hat somit immer aktuellere Informationen zur Verfügung und fordert diese auch aktiv ein.

Aktiengesellschaften sind oftmals große Konzerne, die nicht so schnell agieren können, wie kleine FinTech-Startups.  Welche Möglichkeiten haben Aktiengesellschaften, mit dieser Herausforderung umzugehen?

Schnelligkeit, Wendigkeit und Erfahrung sind die Schlüssel im Wettbewerb. Wir haben uns dazu unser eigenes Start-up-Unternehmen in Berlin geschaffen. Dieses ist weit genug von Klöckner entfernt, um eigenständiger, als es innerhalb von Klöckner möglich wäre, digitale Tools agil zu entwickeln. Andererseits ist kloeckner.i eng genug mit uns verbunden, um das tiefgehende Branchen-Know-how sowie unsere Kunden- und Lieferantenbeziehungen für den Aufbau neuer Lösungen zu nutzen.

Wir sind damit schneller als der Wettbewerb bei der Entwicklung von Tools und haben gleichzeitig durch die Nutzung des Branchen-Know-hows und der Beziehungen einen klaren Vorteil gegenüber unabhängigen Start-ups.

Zu guter Letzt: Wir bei NetFed lieben Filme. Was ist Ihr Favorit, welches Ihr Lieblingszitat?

Einer meiner Lieblingsfilme ist „Ocean´s Eleven“: charmant führen unterschiedliche Schlawiner mit vielen Tricks, die oft erst am Ende in’s große Ganze passen, einen Coup durch. Dabei ist jeder im Team unverzichtbar für den Erfolg, aber auch der Wille ein Risiko einzugehen. Das Leben beginnt sozusagen am Ende der Komfortzone: „Die Frage ist: wieso?“ – „Die Frage ist: wieso nicht?“

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Vielleicht interessieren Sie sich auch für die aktuelle NetFed IR-Studie: Was Investoren wirklich wollen

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