Das doppelte Inklusions-Paradox: Wenn Haltung und Webseite nicht zusammenpassen
82% der Unternehmen sprechen über Inklusion – doch nur die Hälfte ihrer Websites ist barrierefrei zugänglich. Unser CR Benchmark deckt ein paradoxes Phänomen auf: Während Diversity-Statements glänzen, scheitern viele Nachhaltigkeitsseiten an grundlegenden Accessibility-Standards. Eine unbequeme Wahrheit mit 13 Millionen betroffenen Menschen in Deutschland.
Warum Inklusion der blinde Fleck der Nachhaltigkeitskommunikation ist
Unser diesjähriger CR Benchmark, der im September erscheint, bringt zwei unbequeme Wahrheiten ans Licht: Auf vielen Websites springen große Inklusionsbekenntnisse ins Auge – doch technisch bleiben sie für manche Menschen unzugänglich. Und während viel über Inklusion geredet wird, fehlt oft die Messbarkeit: schöne Worte, kaum belastbare Kennzahlen.
Hand aufs Herz: Wann haben Sie zuletzt Ihre Nachhaltigkeitsseite mit einem Screenreader getestet? Eben. Herzlich willkommen in der Realität deutscher Unternehmen.
Das „Das-haben-wir-doch-alles"-Syndrom
Auf den ersten Blick wirkt alles top – bis man genauer hinschaut:
- Diversity & Inklusion prominent platziert? ✅
- Genderneutrale Sprache konsequent umgesetzt? ✅
- Testimonials von diversen Mitarbeitenden? ✅
- Bunte, inspirierende Bildwelten? ✅
Soweit alles richtig, oder? Bis Sie realisieren, dass Ihr emotionales Video über Workplace Diversity keine Untertitel hat. Oder dass die inspirierenden Infografiken für Screenreader unsichtbar sind.
Das ist die harte Realität auf den Nachhaltigkeitsseiten vieler Unternehmen in Deutschland und leider so, als würden Sie eine barrierefreie Toilette einbauen – aber die Tür bleibt zu schmal für Rollstühle.
Übrigens: 13 Millionen Menschen in Deutschland leben mit einer Behinderung. Wer sie digital ausschließt, ignoriert eine Zielgruppe so groß wie Baden-Württemberg und Thüringen zusammen.
Die harten Fakten
Unser CR Benchmark zeigt das Ausmaß: 82% der Unternehmen sprechen über Inklusion – aber nur 18% belegen diese mit konkreten Kennzahlen. Noch härter: Nur 50% der Nachhaltigkeitswebsites erreichen mobil und auf Desktop einen vernünftigen Barrierefreiheitswert.
Warum es so oft schiefgeht – die wahren Bremsklötze
- Reporting frisst Zeit: CSRD first – für Accessibility bleibt kaum Luft.
- Juristische Vorsicht: Texte werden xmal geprüft, ein Screenreader-Test? Fehlanzeige.
- Einäugige KPIs: Emissionen im Blick, digitale Zugänglichkeit nicht.
- Dauer-Deadline: Der Bericht muss raus, der Rest gilt als „nice to have“.
- Technik bremst: Alte Systeme und Design-Standards ohne Barrierefreiheit.
Das Resultat: Glänzende Inklusionsversprechen auf Seiten, die digital Menschen ausschließen.
Abonnieren Sie Fachwissen und Inspiration. Themengenau!
Von uns bekommen Sie nur die Infos, die Sie interessieren! In größeren Abständen informieren unsere themenspezifischen Newsletter rund um Benchmarks und Studien, aktuelle Interviews und Fachartikel. Lassen Sie sich inspirieren.
Der Google Lighthouse-Realitätscheck
Google hat mit dem Lighthouse-Score ein objektives Tool geschaffen, das Barrierefreiheit messbar macht. Die Ergebnisse sind auch hier ernüchternd: Während Ihre Diversity-Seite von inspirierenden Geschichten erzählt, fallen die meisten durch grundlegende Tests: Alt-Texte fehlen, Kontraste sind schwach, die Navigation ist für Screenreader ein Labyrinth. Bei der Hälfte der Unternehmen erreichen sowohl auf dem Desktop, als auch mobil keine zufriedenstellenden Werte.
Kleine Schritte, große Wirkung Fünf schnelle Hebel, die sofort helfen – ohne großes Budget
- Alternativtexte hinzufügen: 5 Minuten pro Bild, und jedes Motiv wird für Screenreader verständlich.
- Untertitel einschalten: Mit Auto-Tools in Minuten erledigt – und alle verstehen Ihre Videos.
- Kontraste erhöhen: Ein paar CSS-Werte anpassen, schon ist Text überall gut lesbar.
- Überschriften strukturieren (H1–H3): Klare Orientierung für Menschen – Pluspunkte bei Google.
- Inklusionsquote zeigen: Eine Zahl sagt mehr als zehn Statements. Transparenz schafft Vertrauen.
Der Clou: Barrierefreie Websites sind nicht nur inklusiver – sie ranken besser, sind nutzerfreundlicher und zukunftssicher für Voice Search und KI-Assistenten.
Was unser CR Benchmark zeigt
Spoiler ohne Details: Die vollständigen Ergebnisse erscheinen im September und zeigen ein klares Muster. Barrierefreie Websites schneiden auch in Sachen Service und Usability überdurchschnittlich gut ab.
Unsere Hypothese: Wer Barrierefreiheit konsequent umsetzt, hat meist auch bei Klimadaten, Transparenz und Stakeholder-Engagement die Nase vorn.
Das Inklusions-Paradox ist lösbar. In 3-4 Jahren wird digitale Barrierefreiheit regulatorisch für alle Branchen verankert sein. Wer heute handelt, ist dann schon compliant.
Bei den Flaggschiffen der deutschen Wirtschaft sollte Inklusion gelebte Selbstverständlichkeit sein – und nicht unter regulatorischem Druck entstehen.
Neugierig geworden? Im kompletten CR Benchmark zeigen wir ab September, wo deutsche Unternehmen bei digitaler Nachhaltigkeit wirklich stehen – und welche enormen Potenziale noch ungenutzt schlummern.

Haben wir Sie inspirieren können?
Lassen Sie uns miteinander sprechen. Wir finden für Sie die ideale Lösung.