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11. Dezember 2025 | Thorsten Greiten

Interview: Deutsche Telekom auf Platz 1 – Einblicke von Christoph Greitemann

Beitrag: Interview: Deutsche Telekom auf Platz 1 – Einblicke von Christoph Greitemann

Mit dem ersten Platz im IR Benchmark 2025 setzt die Deutsche Telekom erneut Maßstäbe für digitale Kapitalmarktkommunikation. Hinter diesem Erfolg steht ein Team, das Investor Relations nicht nur als Informationsplattform versteht, sondern als strategische Schnittstelle zwischen Kapitalmarkt, Vorstand und Öffentlichkeit. Christoph Greitemann, Senior IR-Manager der Deutschen Telekom, erläutert im Gespräch, wie der Konzern Nutzerorientierung, technologische Innovation und strategische Klarheit miteinander verbindet – und welche Entwicklungen die IR-Arbeit in den kommenden Jahren prägen werden.

Als jemand, der seit vielen Jahren die Kapitalmarktkommunikation der Deutschen Telekom mitgestaltet und prägt, hat Christoph Greitemann einen besonderen Blick darauf, was exzellente Investor Relations heute ausmacht. Deshalb möchten wir zu Beginn wissen: 

Wie definierst Du heute exzellente Investor Relations – und welche Rolle spielt dabei die Unternehmensstrategie der Telekom? 

Die Kernaufgabe von Investor Relations ist unverändert: es gilt, ein vertrauenswürdiger und serviceorientierter Dialogpartner für Investoren und Topmanagement zu sein. Das Ziel dabei ist, die Erwartungen realistisch zu managen und Kursschwankungen auf ein Minimum zu reduzieren. Bei der Entwicklung und Formulierung der Unternehmensstrategie der Deutschen Telekom hat Investor Relations intensiv mitgearbeitet, daher passt sie für uns sehr gut. Die Strategie wird durch ein Schwungrad verkörpert, das kontinuierlich angeschoben wird und mit diesem Schwung eine Durchschlagskraft entwickelt, mit der Widerstände und Hürden überwunden werden, die ohne diesen Schwung leicht zum Stopper würden. Das gilt auch für unsere Arbeit: exzellente Investor Relations Arbeit ist nicht das Ergebnis von einer Hauruck-Aktion, sondern erfordert große Ausdauer, in der Schwung und Vertrauen Stück für Stück aufgebaut werden. Und dann ist die Herausforderung, den Schwung und das Vertrauen zu halten und immer wieder zu erneuern. Das gilt ganz besonders in Zeiten, in denen so viel im Umbruch ist, wie aktuell.  

Die Telekom zählt zu den digitalen Vorreitern. Wie übersetzt Ihr diesen Anspruch in Eurer IR-Website und digitale IR-Kommunikation? 

Ausgangspunkt ist immer der Fokus auf die Bedürfnisse der Nutzenden. Darauf aufbauend haben wir eine große Offenheit für Neues und Innovation: wir halten stets die Augen offen und starten immer wieder Pilotprojekte im IR-Bereich, um innovative Lösungen frühzeitig zu testen. So sind wir nach wie vor eines der ganz wenigen Unternehmen weltweit mit eigenem Investor Relations Youtube-Kanal. Der bietet zahlreiche Vorteile wie das Anlegen eigener Playlist, einer Kanalseite, die auf Investoren zugeschnitten ist, und die Möglichkeit als Investor Relations die YouTube-Videos von Finfluencern zu kommentieren. Aktuell beschäftigen wir uns intensiv mit Künstlicher Intelligenz. Dabei nutzen wir auch unternehmensinterne Synergien und tauschen uns mit Teams aus dem Marketing oder der Technik aus. Grundlage für all das ist auf der technischen Seite ein solides Setup, das eine optimale Performance und hohe Sicherheit der digitalen IR-Plattformen durch moderne skalierbare Web-Architekturen sicherstellt. Und organisatorisch stellen wir über eine Roadmap sicher, dass wir bei den vielen Aspekten und übrigen Aufgaben den klaren Fokus nicht verlieren.  

Die Telekom ist eines der Unternehmen, das ESG klar in die IR-Kommunikation integriert. Wie stellt Ihr sicher, dass Transparenz nicht nur formal erfüllt, sondern ganzheitlich gelebt wird? 

Es gibt nach wie vor ein sehr relevantes Segment von Investoren, die großen Wert auf Nachhaltigkeit legen. Wir als Investor Relations der Deutschen Telekom können bei unserer Kommunikation auf ein sehr solides Fundament aufsetzen, denn Nachhaltigkeit ist für die Deutsche Telekom kein Label, sondern tief in unserer Strategie und den vergütungsrelevanten Zielen verankert. Auf dieser Basis machen wir in Zusammenarbeit mit dem Team ‚Corporate Responsibility‘ transparent, welche Schwerpunkte die Deutsche Telekom bei dem Thema Nachhaltigkeit setzt und heben dabei die Informationen hervor, die für Investoren besonders wichtig sind. Konkrete Maßnahmen sind z.B. die Reduzierung des Stromverbrauchs, die Nutzung von erneuerbaren Energien sowie dessen Zwischenspeicherung, die für uns als einer der größten Stromverbraucher in Deutschland schon aus wirtschaftlichen Gründen erstrebenswert sind. Unser Engagement gegen Hass im Netz wird bei Kunden sehr positiv bewertet und steigert messbar unseren Markenwert.  

Welche Rolle spielen Finfluencer in der modernen IR? Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht? 

Content-Creators mit dem Schwerpunkt Finanzen und Aktien haben sehr hohe Reichweiten auf ihren Social Media Kanälen. Sie bereiten Inhalte verständlich und unterhaltsam auf und entwickeln Communities mit hohem Engagement. In der Aufmerksamkeitsökonomie, in der wir leben, sind das zentrale Aspekte. Bei Überlegungen zu einer Kooperation mit Finfluencern steht aber nicht die Reichweite, sondern die inhaltliche Qualität an erster Stelle. Wir bieten Finfluencern, die unseren Qualitätskriterien entsprechen und eine große Reichweite haben, vielfältige Interaktionen an: Interviews mit unserem CEO, Fragen in unseren Live-Webcasts für Privatanlegende, Einladungen zu Live-Events, Präsenz auf Anlegermessen und einiges mehr. Darüber hinaus fördern wir die universitäre Forschung zu diesem Thema.   

Eure IR-Website gilt als besonders nutzerfreundlich. Welche Rolle spielt UX bei der IR-Kommunikation – und wie messt Ihr Erfolg? 

Die Benutzerfreundlichkeit ist neben der inhaltlichen Richtigkeit und der ansprechenden Aufbereitung eine der drei Kernelemente, auf die wir uns konzentrieren. Bei der Benutzerfreundlichkeit orientieren wir uns an dem Leitgedanken ‚Don’t make me think‘ von Steve Krug, der dazu im Jahr 2000 ein Buch mit gleichlautendem Titel veröffentlich hat. Das Ziel dabei ist, dass der Nutzer ohne Mühe und Nachdenken immer orientiert ist und findet, was er sucht. Damit der Nutzer sich bei der Nutzung keinen Kopf machen muss, muss man sich diesen Kopf bei der Erstellung der Webinhalte machen und alle Eventualitäten bedenken, die bei der Nutzung durch verschiedene Nutzergruppen auftreten können. Das ist ein sehr hoher Anspruch, an dem auch wir ab und zu scheitern, aber wir arbeiten daran. Die Messung erfolgt durch Nutzerbefragungen und spezielle Usability Tests, die wir mit Nutzern in Präsenz durchführen. Die künstliche Intelligenz wird einerseits die Möglichkeiten und andererseits die Erwartungen der Nutzer auf eine neue Stufe heben.  

Viele Unternehmen stehen aktuell vor der Frage, wie sie IR-Inhalte auch für KI-Systeme sichtbar und maschinenlesbar machen. Wie geht die Telekom dieses Thema an? 

KI ist ein sehr großes Thema bei uns. Wir bei Investor Relations profitieren dabei von der großen Kompetenz, die die Deutsche Telekom unternehmensintern dazu bereits hat. Und wir haben das große Glück, in Kürze den Relaunch unserer Website anzugehen. Dieser Relaunch ist voll auf KI ausgerichtet. Wie bei Relaunches üblich wird kein Stein auf dem anderen bleiben.  

Wir gehen dieses Thema auf drei zentralen Ebenen an:  

1. Stärkung von Vertrauen und Autorität: Die KI-Modelle bewerten die Glaubwürdigkeit und Expertise einer Quelle. Unser oberstes Ziel ist es, als die maßgebliche Quelle für Telekom-Daten anerkannt zu werden. Auch die Ladezeiten und die technische Stabilität unserer IR-Website werden kontinuierlich weiter optimiert. Eine hohe Performance signalisiert der KI einen modernen, gut gepflegten digitalen Auftritt, was indirekt zur Glaubwürdigkeit beiträgt. 

2. Anpassung der Inhaltsstruktur (Content-Optimierung): Wir bereiten Inhalte so auf, dass sie von Bots gut verarbeitet werden können, z.B. als Fragen- und Antwortliste, in Listen und Tabellen und mit semantischer Tiefe: Wir decken Themen nicht nur oberflächlich ab, sondern liefern ganzheitlichen Content zu strategisch wichtigen Bereichen (wie Glasfaserausbau oder 5G-Entwicklung), um unsere inhaltliche Autorität in diesen Clustern zu festigen.

3. Nutzung technischer Schnittstellen (Maschinenlesbarkeit), um die direkte Kommunikation mit der Maschine zu gewährleisten, setzen wir auf technische Standards, z.B. für strukturierte Daten (Schema Markup). Daneben werden alle Videoinhalte transkribiert. 

Welche Entwicklungen im Kapitalmarkt und in der Unternehmenskommunikation werden aus Deiner Sicht die IR-Arbeit der nächsten drei Jahre prägen? 

Der stärkste Treiber für die weitere Entwicklung wird die Künstliche Intelligenz sein. Einerseits bei der internen Nutzung wie der Aufbereitung von Daten und Informationen. Und andererseits bei der Ausspielung der Inhalte, damit die Investoren diese Inhalte in ihren KI-Systemen erreicht. GEO (Generative Engine Optimization) wird deutlich wichtiger werden, als es SEO (Search Engine Optimization) war. In drei Jahren wird es vermutlich üblich sein, dass Investoren auf der IR-Internetseite einen Chatbot finden, der zuverlässig richtige und umfassende Antworten gibt. 

Die reichweitenstarken Social Media Plattformen werden an Bedeutung weiter zunehmen. Dazu zählen vor allem Linkedin, YouTube und Instagram. Investor Relations muss in der Lage sein, die eigenen Inhalte so zu kommunizieren, wie Nutzer das auf den jeweiligen Plattformen erwarten. Wem das nicht gelingt, der wird noch weniger gesehen als heute schon. 

Und letztlich: die Konsolidierungswelle bei den institutionellen Investoren (Fonds) wird sich weiter fortsetzen, was dazu führt, dass sich deren Kapazität, Unternehmen zu analysieren, weiter reduzieren wird. Investor Relations sollte darauf reagieren mit noch größerem Fokus auf Einfachheit und Konsistenz in allen Kommunikationsformaten.  

Vielen Dank, Christoph, für Deine Zeit und die offenen Einblicke. Du hast sehr klar gezeigt, wie stark Ausdauer, Nutzerorientierung und technologische Weitsicht Eure IR-Arbeit prägen – und wie konsequent Ihr Themen wie KI, UX, ESG und den Dialog mit neuen Zielgruppen angeht. Deine Perspektiven geben einen wertvollen Eindruck davon, worauf es in den kommenden Jahren ankommen wird.

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