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14. April 2016 | Thorsten Greiten

Digitaler Stress für alle Beteiligten

Beitrag: Digitaler Stress für alle Beteiligten

Digitalisierung bedeutet im Alltag, dass jede Information überall zu jeder Zeit und für jedes System in Echtzeit verfügbar ist. Man hat den Eindruck, dass es in den deutschen Führungsetagen eine regelrechte Panik um dieses Thema gibt. Warum bricht die Diskussion in Wirtschaft und Politik ausgerechnet in den letzten Monaten los? Was ist da passiert?

Der viel zu früh verstorbene Prof. Peter Kruse († 01.06.2015) stellte bereits vor einigen Jahren in seinem Beitrag zur öffentlichen Anhörung am 5. Juli 2010 der Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft (Ausschussdrucksache 17(24)004-H vom 5.7.2010) eine Reihe von Thesen auf, die sich heute verfestigen. Sie bilden einen Rahmen für die folgenden Überlegungen.

Sechs Gründe stechen hervor, wenn es darum geht, die momentane Entwicklung zu beschreiben:

1. Exponentielle Vernetzungsdichte

Die Zahl der vernetzbaren Endgeräte und Anwendungen steigt derzeit exponentiell. Dafür sorgen u. a. Innovationen im Smart Home-, TV- oder Soundbereich. Das Internet der Dinge - noch vor zwei Jahren absolutes Neuland - hat längst Einzug in unsere Wohnzimmer gehalten.

Apple, Google und Samsung verbreitern rasant ihre Produktpaletten. In immer kürzer werdenden Zyklen werden neue Modelle gelauncht und Tech-Freunde genötigt, 12-Monats-Altgeräte in neuere Devices zu tauschen. Mit dem iPhone 7 wird Apple offenbar tiefgreifende Änderungen einführen. Gerüchten zufolge könnte der Hersteller sogar die mechanische Hometaste und die klassische Lautsprecherbuchse streichen, dessen Release im Herbst 2016 erfolgen dürfte. Damit stünde wieder einmal ein disruptiver Verfall eines Quasistandards vor der Tür.

Alles wird mit allem verbunden: Egal ob Bluetooth, W-LAN oder dem mobilen Internet-Tarif des Netzanbieters. Selbst dem seniorsten aller DAX-Lenker dürfte das aufgefallen sein!

2. Sinkende Verarbeitungs- und Speicherkosten

Die Cloud ist - noch vor wenigen Jahren verspottet von Datenschützern - in der Mitte der User-Gesellschaft angekommen. Apps verarbeiten nur noch; gespeichert wird längst woanders. Netflix, Amazon und Spotify zeigen, wohin die Reise geht. Vor drei Jahren undenkbar. Die CD-Sammlung wird den nächsten Umzug nicht erleben!

3. Einfachheit von Spontanaktivitäten

Noch nie war ein Like so einfach! Es gibt kaum noch eine App, in der User nicht „mal eben“ bewerten, teilen, einchecken oder empfehlen können. Push-Nachrichten und Funktionen treiben uns weiter an, den Traffic an Spontanaktivitäten zu erhöhen. Selbst Twitter hat vor einigen Monaten sein Konzept um einen Like-Button erweitert, was die Follower-Zahlen einiger kriegsmüder Accounts enorm antrieb.

4. Sensoren-, Messwerte- und Datenflut

Klingt irgendwie vermessen, aber alles, was gemessen werden kann, wird vermessen. Der VW-Skandal zeigt, in welchen Dimensionen die Zusammenarbeit von Daten und Maschinen in die Tiefen der deutschen Industrie Einzug gehalten hat. Daten werden erstmal gesammelt. Komme, was wolle. Die Volkszählung 1987 wurde von einer Reihe von Bürgerprotesten und einem Boykott begleitet - irgendwie süß. Die Mittel, die Institutionen heute zur Verfügung stehen, bewegen sich jenseits jeglicher Orwell‘scher Ideen.

5. Digitale Intelligenz der Datenverarbeitung

Die Kunst der Auswertung von „Big Data“ steckt sicher noch in den Kinderschuhen. Trotzdem zeigt VW beeindruckend, wie mitdenkende Maschinen (hier banale Diesel-Motoren) in der Lage sind, in einem bestimmten Szenario unter bestimmten Umwelteinflüssen bestimmte Daten zu liefern. In diesem Feld werden wir in den nächsten Jahren die größten Überraschungen erleben.

6. Erfolg der Einhörner

Und nicht zuletzt sehen wir, dass die einst totgesagten Einhörner noch weiter munter über ihre Regenbogenweiden galoppieren und sich einen Kehricht um die deutsch-europäischen Regulierungsorgien scheren. Alles, was technologisch möglich ist und Nutzern einen Mehrwert verspricht, wird in einem (neuen) Geschäftsmodell umgesetzt. Sollte sich eine staatliche Gewalt erdreisten, die Hand an Googles Server zu legen, werden diese kurzerhand auf Spezialschiffe geschraubt und auf hohe See verfrachtet.

Alle sechs Phänomene bewegen sich in einer immer schneller drehenden Spirale, die nicht mehr zu stoppen sein dürfte. Digitaler Stress für alle Beteiligten! Unternehmen, die hier keine Bewältigungsstrategien entwickeln, werden vom Tornado aufgesaugt.

Es bleibt spannend!

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