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15. November 2016

Digitale Kommunikation bei Bosch: Michael Schmidtke im Interview

Beitrag: Digitale Kommunikation bei Bosch: Michael Schmidtke im Interview

Der NetFed Corporate Benchmark 2016 zeigt: Die Website von Bosch gehört zu den bestplatzierten Corporate Websites. Wir haben mit Michael Schmidtke, Director Digital Communication, über digitale Unternehmenskommunikation gesprochen. „Ich bin sehr gespannt darauf, wie künftig Chatbots, Virtual Reality und vor allem das 'Internet of Things' (IoT [g|1]) die heutige digitale Kommunikationslandschaft ergänzen und verändern werden.“

Welche Bedeutung hat für Sie die Website im Medienmix, um die Öffentlichkeit, Partner, Lieferanten und Interessierte zu erreichen? Und welchen weiteren digitalen Kommunikationstools messen Sie eine hohe Bedeutung bei?

Die Websites bleiben bei Bosch weiterhin vorne im digitalen Medienmix. So gibt es derzeit rund 500 Webauftritte, 400 Apps und knapp 400 Social-Media-Kanäle. Trotz Wachstum von Social Media sind – Stand heute – die Websites nicht nur bei der Anzahl, sondern auch in Bezug auf die Reichweiten weiter vorne und erfreuen sich übrigens ebenfalls steigender Nutzerzahlen. Ich bin sehr gespannt darauf, wie künftig Chatbots, Virtual Reality und vor allem das „Internet of Things“ (IoT [g|1]) die heutige digitale Kommunikationslandschaft ergänzen und verändern werden.

Inwiefern haben Sie in den letzten Jahren einen Wandel in der Bedeutung der Corporate Website festgestellt?

Vielleicht standen in den letzten Jahren die neuen Kommunikationskanäle wie Social Media oder Apps im Vordergrund der Wahrnehmung. Die Corporate Website als zentraler Einstieg in die Bosch-Welt hat ihre wichtige Rolle aber nie verloren. Die Nutzerzahlen der bosch.com, aber auch unserer Corporate Websites in 140 Ländern sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Dabei konnten wir über alle Stakeholdergruppen hinweg die Nutzerzufriedenheit in diesem Jahr um weitere 8 Prozent steigern.

Mit der Vernetzung von Menschen und Dingen im „Internet of Things“, eines der zentralen Themen bei Bosch, wird die Bedeutung der Corporate Website aus meiner Sicht sogar noch weiter steigen. Denn in einer vernetzten Welt erwarten Stakeholder nicht nur einen Ort, an dem alle relevanten Informationen zum Thema „IoT bei Bosch“ gebündelt und übersichtlich dargestellt sind. In einer vernetzten Welt wird auch bei der Nutzung selbst eine entsprechende Brand und User Experience erwartet und dafür bietet eine eigene digitale Plattform gute Möglichkeiten.

Sie kennen das Buzzword „Storytelling“. Wie füllen Sie es konkret mit Leben?

Storytelling sollte kein „Buzzword“ sein, Menschen wollten schon immer gute Geschichten hören und teilen. Vor diesem Hintergrund möchte gerne ich auf das neue Storytelling-Praxisbuch von Pia Kleine Wieskamp aufmerksam machen. Das Buch zeigt, wie vielfältig Storytelling sein kann und es enthält ein Kapitel, wie wir das bei Bosch schon mit Leben gefüllt haben: Von einzelnen Video-Stories (z. B. „The Sound of the Game“) über Social Media Kampagnen, bei denen unsere Fans und Follower zu Storytellern werden (z. B. „Love my Fridge“) bis hin zu ganzjährigen Content-Strategien über eine Vielzahl von unterschiedlichen Erzählformaten hinweg („Experience Bosch“). Im Moment beschäftigen wir uns intensiv mit dem „transmedialen“ Storytelling-Ansatz und versuchen daraus für uns innovative Kommunikationsformate abzuleiten.

Was ist der schlimmste Fehler einer Unternehmenswebsite?

404.

Welche Bedeutung messen Sie Corporate Blogs im Besonderen und Bloggern im Speziellen bei?

Allein in Deutschland gibt es im Bereich Technik rund 3,7 Millionen Blogger und andere digitale Influencer, die für uns interessant sind. In den USA sind es ca. 29 Millionen. Nicht jeder einzelne hat dabei eine große Reichweite, aber zusammen sollte man die Wirkung nicht unterschätzen. Deshalb sind uns eine enge Beziehung und ein intensiver Austausch sehr wichtig. Am besten ist hier der persönliche Austausch auf entsprechenden Veranstaltungen von der re:publica über Hackathons bis zur Consumer Electronics Show. Der Austausch findet aber natürlich auch über unsere eigenen digitalen Plattformen statt. Dazu zählen auch Blogs wie z.B. der Connected World Blog zum Thema „Internet of Things“.

Was fasziniert Sie am meisten am digitalen Wandel? Wo sehen Sie Risiken?

In unserem Bereich ist das faszinierende am digitalen Wandel die Erfahrung der bereichsübergreifenden Zusammenarbeit. Es ist reizvoll, Themen auf neue Weise mit mehr Flexibilität anzugehen und je nach Aufgabenstellung unterschiedliche Kompetenzen in einem Team abzubilden. Daraus entstehen oftmals völlig neue Dinge wie beispielsweise die Bosch World Experience im Jahr 2014.

Hier haben wir ein Jahr zusammen über verschiedene Kommunikationsdisziplinen hinweg eine gemeinsame Strategie umgesetzt. Dabei sind wir mit sechs Bloggern um die Welt gereist, haben im Rahmen einer Streetart-Kampagne unsere Corporate Websites mit Graffiti „umgestaltet“ und haben unseren ersten Corporate Hackathon ausprobiert. Natürlich war das alles mit Risiken verbunden. Aber das Resultat war nicht nur ein deutlicher Gewinn für unsere Reputation, sondern auch eine messbare Verkaufsunterstützung für konkrete Produkte. Einige der Prototypen aus dem ersten Hackathon sind inzwischen in so erfolgreiche „Business Cases“ überführt worden, dass wir von Jahr zu Jahr immer mehr Hackathons weltweit durchführen. Das zeigt für mich exemplarisch, dass die Chancen deutlich größer sind als die Risiken. 

Heute ist jeder mit seinem Smartphone mobil und online; das Internet und seine Dienstleistungen sind allgegenwärtig. Wo geht die Reise in den nächsten Jahren hin?

Nach der Vernetzung der Informationen und der Menschen werden nun die Dinge immer mehr Teil unseres vernetzten Lebens. Das Internet of Things ist für Bosch ein wichtiges Zukunftsthema von selbstfahrenden Autos über Smart Home Lösungen bis hin zur vernetzten Fertigung bzw. „Industrie 4.0“. Dabei ist IoT nicht nur Gegenstand unseres Marketings, es wird auch die Kommunikation selbst verändern wie die aktuellen Fachdiskussionen rund um Chatbots, Virtual Reality oder Artificial Intelligence erahnen lassen.

Welche ist Ihre persönliche Lieblingswebsite?

Meine Lieblingswebsite ist die des Digitalkünstlers Rafaël Rozendaal (newrafael.com). Rozendaal betrachtet Websites als Kunstobjekt und hat zahlreiche Werke, also Websites, auf seiner Website ausgestellt. Ich hole mir viel Inspiration aus der digitalen Kunstszene, die teilweise sehr viel früher und experimentierfreudiger mit Webtechnologien umgeht als wir in der Kommunikation.

Dr. Michael Schmidtke leitet seit 2010 die digitale Kommunikation bei Bosch. Dabei verantwortet er u. a. die strategische Weiterentwicklung, technische Umsetzung und inhaltliche Ausgestaltung der digitalen Unternehmensauftritte von den Webseiten bis zu den Social-Media-Aktivitäten. Zuvor leitete er die Kommunikation von Bosch Power Tools und arbeitete in Beratungsunternehmen in den Bereichen Technologie- und Finanzkommunikation sowie Veränderungsmanagement.

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