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18. Juli 2019 | Christian Berens

Die Wesentlichkeitsanalyse: Was sie beinhaltet und wie sie die CSR-Kommunikation unterstützt

Beitrag: Die Wesentlichkeitsanalyse: Was sie beinhaltet und wie sie die CSR-Kommunikation unterstützt

In der Nachhaltigkeitskommunikation steht mit der Wesentlichkeitsmatrix ein Analysewerkzeug zur Verfügung, mit dessen Hilfe relevante CSR-Themen für das Unternehmen und seine Stakeholder ermittelt und dargestellt werden. Erfahren Sie hier, wie Sie dieses Tool einsetzen, um Ihre CSR-Kommunikation strategisch aufzubauen.

Die Global Reporting Initiative (GRI) als Herausgeber von internationalen Leitlinien für die Nachhaltigkeitsberichterstattung fordert eine Wesentlichkeitsanalyse (auch Materialitätsanalyse) als Basis für das CSR-Reporting. Und das aus gutem Grund: Mit der standardisierten Analyse sollen CSR-Berichte besser vergleichbar werden und somit die nachhaltige Entwicklung weltweit vorantreiben. Die GRI-Richtlinie gilt aktuell als das meistgenutzte Regelwerk beim Nachhaltigkeits-Reporting, allerdings fordern auch andere Institutionen den Einsatz der Wesentlichkeitsanalyse:

Global Reporting Initiative (GRI)International Integrated Reporting Council (IIRC)EU Directive on disclosure of non-financial and diversity information
ZielgruppeOrganisationen jeder Größe und StrukturFinanzmarktorientierte UnternehmenUnternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern
VerpflichtendNeinNeinJa (seit 01.01.2017)
BranchenspezifischJaNeinNein
Inhaltlicher AnsatzWesentlichkeitsansatzWesentlichkeitsansatzWesentlichkeitsansatz

Was ist eine Wesentlichkeitsmatrix genau?

Die Wesentlichkeits- oder Materialitätsmatrix ist die Visualisierung der Analyse in einem zweidimensionalen Schaubild (s. Abb. unten). Sie beinhaltet folgende Teile:

  1. Umfeldanalyse: Hier geht es darum, sämtliche externen Faktoren auszuwerten, die nicht oder nur wenig vom Unternehmen beeinflusst werden können. Dazu gehören Einflüsse aus folgenden Bereichen:
    1. politisch-rechtlich: z. B. Arbeitsrecht
    2. wirtschaftlich: z. B. Geschäftsentwicklung oder Innovationen am Markt
    3. ökologisch: z. B. Recycling-Möglichkeiten, Klimaeinflüsse
    4. technologisch: z. B. Neuerungen in Produktion oder Kommunikation
    5. gesellschaftlich: z. B. Bevölkerungsentwicklung oder Wertewandel
  2. Unternehmensanalyse: In diesem Bereich sind die internen Umstände Gegenstand der Analyse, die die Stärken und Schwächen des Unternehmens aufzeigen. Die Struktur der Auswertung kann nach unterschiedlichen Kriterien erfolgen, je nachdem, wie das Unternehmen aufgebaut ist. Eine mögliche Strukturierung kann z. B. nach folgenden drei Feldern erfolgen:
    1. Geschäftsmodell
    2. Produkt- oder Dienstleistungsportfolio
    3. Wertschöpfungsmanagement
  3. Stakeholder-Analyse: Hier geht es um die Erfassung der Erwartungen und Bedürfnisse der unterschiedlichen Interessengruppen, die das Unternehmen beeinflussen bzw. vom Unternehmen beeinflusst werden. Die Stakeholder kommen aus Wirtschaft, Politik, Umweltverbänden, Gesellschaft oder aus dem eigenen Unternehmen (Mitarbeiter). Deshalb ist es für die Unternehmensführung sowohl Aufgabe als auch Herausforderung, die unterschiedlichen Interessen in Einklang zu bringen und diese umfassend in der Auswertung abzubilden.

Sind die genannten Punkte aus allen drei Feldern zusammengetragen und ausgewertet, werden sie in die Wesentlichkeitsmatrix einsortiert. Dadurch wird erkennbar, welche Nachhaltigkeitsthemen für das Unternehmen und dessen Umfeld relevant sind, inwieweit sie sich mit den Themen der Stakeholder überschneiden und wo möglicherweise gegensätzliche Schwerpunkte bzw. Interessen liegen.

  • Die Punkte im rechten oberen Feld der Wesentlichkeitsmatrix stellen die CSR-Kernthemen dar, die sowohl für Stakeholder als auch für das Unternehmen und dessen Umfeld am relevantesten sind.

Worauf kommt es bei der Erstellung einer Wesentlichkeitsanalyse an?

Um eine Wesentlichkeitsanalyse systematisch und strategisch einzusetzen, ist ein grundlegendes Verständnis darüber notwendig, welche Aussagen tatsächlich gefragt sind und wie sie GRI-konform in Zusammenhang gebracht werden.

Konzerne mit CSR-Berichtspflicht müssen die gesellschaftlichen, sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit offenlegen und bewerten. Hier kommt die Wesentlichkeitsmatrix ins Spiel. Die Positionierung der jeweiligen Einflussfaktoren auf der x-Achse der Matrix soll anzeigen, welche Relevanz das Unternehmen für sie hat – und nicht umgekehrt.

Doch genau das wird von vielen Unternehmen anders interpretiert: Oft zeigen die veröffentlichten Wesentlichkeitsmatrizen den Einfluss der Faktoren auf das Unternehmen und nicht, wie es diese Nachhaltigkeitsfaktoren selbst beeinflusst. Insofern liefern viele Analysen nicht das, was verlangt wird. Hier gilt es, genau hinzusehen und anschließend aufzuschlüsseln, wie sich die Geschäftstätigkeit des Unternehmens auf die identifizierten CSR-Aspekte auswirkt.

Welche Schritte sind für die Stakeholder-Analyse empfehlenswert?

Für die Ermittlung der Stakeholder-Bedürfnisse und deren Einfluss empfehlen sich verschiedene Befragungsmethoden. Die nachfolgende Übersicht zeigt Ihnen, welche Methoden sinnvoll sind, um Ihre relevanten Wesentlichkeitsfaktoren aus Stakeholder-Sicht zu identifizieren:

  1. Online-Fragebogen: Hierbei kann es sich einerseits um eine offene Umfrage handeln, bei der keine Vorauswahl der Stakeholder getroffen wird. Dazu wird die Online-Umfrage über mehrere Monate auf der Corporate Website platziert und der Aufruf zur Teilnahme ggf. zusätzlich über soziale Medien oder einen Newsletter verbreitet. Andererseits kann es sich auch um eine geschlossene Umfrage handeln, für die externe und interne Stakeholder expliziert angesprochen werden. Ebenso ist eine Kombination aus beiden Befragungsarten möglich.
  2. Stakeholder-Workshops: Zusätzlich zur Online-Befragung empfehlen sich Workshops mit unterschiedlichen internen und externen Stakeholder-Gruppen. Hier können zentrale CSR-Fragen diskutiert und aus der Perspektive der Stakeholder priorisiert werden. Dieser Schritt bietet sich vor allem deshalb an, weil direkt aus dem Workshop heraus konkrete Handlungsfelder identifiziert und festgelegt werden können.
  3. Einzelgespräche: Für dieses Format müssen zunächst Vertreter der einzelnen Stakeholder-Gruppen identifiziert werden. Diese werden anschließend aufgefordert, sich (ggf. auch anhand einer Checkliste o.ä.) mit anderen Stakeholdern im Vorfeld des Gesprächs über CSR-relevante Themen auszutauschen und den Input zusammenzutragen. Dieser dient dann als Gesprächsgrundlage.

Wesentlichkeitsanalyse und CSR-Bericht: Auf die Verknüpfung kommt es an

In vielen Nachhaltigkeitsberichten, die eine Wesentlichkeitsmatrix enthalten, fehlt es noch an der gezielten Verknüpfung der Berichtsinhalte mit den herausgearbeiteten Faktoren. Doch genau diese inhaltliche Verknüpfung bietet die Chance, Schwerpunkte zu setzen und so das eigene CSR-Profil zu schärfen.

Dabei geht es explizit nicht nur um die Herstellung eines Kontexts zum unmittelbaren wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch bzw. vor allem um den Bezug zur eigenen Positionierung in den jeweiligen Nachhaltigkeitsfragen. Anders ausgedrückt: Die Werte und die Philosophie des Unternehmens spielen hier eine entscheidende Rolle und müssen mit den CSR-Themen in Einklang gebracht werden.

Es steckt also viel Potenzial in der Wesentlichkeits- bzw. Materialitätsanalyse, die – sofern strategisch geplant und konsequent umgesetzt – nicht nur den CSR-Bericht ganzheitlich aufstellt, sondern auch die CSR-Kommunikation und die Nachhaltigkeit des Unternehmens insgesamt verbessert.

Suchen Sie Unterstützung für Ihre CSR-Berichterstattung oder die strategische Planung Ihrer Nachhaltigkeitskommunikation? Oder möchten Sie eine Stakeholder-Analyse durchführen und benötigen Expertenrat? Sprechen Sie uns einfach via E-Mail, Kontaktformular oder telefonisch unter + 49 (0) 2236/3936-6 an, wir beraten Sie gern.

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