8. April 2020 | Christian Berens

Wie kommunizieren Konzerne zur Corona-Krise?

In der Unternehmenskommunikation ist immer Fingerspitzengefühl gefragt – und in Krisenzeiten umso mehr. Eine weltweite historische Krise wie die Corona-Pandemie kommunikativ zu begleiten, dürfte insofern für alle Verantwortlichen eine immense Herausforderung darstellen. Wir haben uns für diesen Beitrag damit beschäftigt, wie Konzerne diese meistern, woran es noch hakt und wer mit kreativen Ideen punktet. Dazu haben wir uns einige Websites der DAX30-Unternehmen angesehen.

Deutsche Telekom vermittelt Sicherheit und Vertrauen

„Ihr verbindet Deutschland“ – mit dieser Botschaft wandte sich kürzlich der Telekom-Vorstandsvorsitzende Tim Höttges per Video an seine Mitarbeiter, um ihnen für ihren Einsatz in der Corona-Krise zu danken. Es war bereits das zweite Video zu Corona, das der CEO des größten deutschen Telekommunikationskonzerns via LinkedIn auf Deutsch und Englisch an die Mitarbeiter richtete.

Krisenkommunikation ist bei der Telekom damit auch Chefsache, aber nicht nur: Auf der Website findet sich nun ein neuer Themenspecial-Bereich zu Covid-19 mit Beiträgen, die sowohl zeigen, wie die Telekom intern mit der Krise umgeht als auch, wie das Unternehmen in diesen Zeiten für seine Kunden da ist. Von der binnen Stunden eingerichteten Corona-Hotline in Hannover über besondere Arbeitsbedingungen der Netztechniker und die Netzverfügbarkeit allgemein bis hin zu kostenlosen Angeboten für Bestandskunden, finden Website-Besucher zahlreiche Geschichten, Goodies und Informationen rund um die aktuelle Situation. Dabei setzt die Kommunikation weiterhin auf ihr bewährtes emotionales Storytelling und bindet Mitarbeiter in die Beiträge ein.

Die übergeordnete Message ist dabei stets: „Wir sind für euch da, damit ihr füreinander da sein könnt“. Im Mittelpunkt der Kommunikation steht also die Vermittlung von Sicherheit und Vertrauen, die durch konkrete Aktionen für Kunden (10 GB Datenvolumen kostenlos pro Monat, Disney+ für sechs Monate kostenlos, Office 365 für Geschäftskunden und Schulen drei Monate kostenlos) unterstützt wird. Reden und Handeln gehen dabei Hand in Hand – enorm wichtig in diesen Zeiten, um glaubwürdig zu bleiben. Der Telekom gelingt das hier. Nicht zuletzt, weil sich auch der Chef persönlich positioniert und die Krise als Chance begreift.

(Bildquelle: telekom.com/de)

Siemens kommuniziert sachlich und zeigt aktiven Kampf gegen das Virus

Als Unternehmen, das durch eigene Geschäftsbereiche die Eindämmung der Pandemie unterstützt, zeigt sich auch Siemens kommunikationsfreudig. Der Technologiekonzern berichtet auf seiner Website zu Aktivitäten und Projekten, die dabei helfen sollen, die Krise zu überwinden. Zusätzlich veröffentlicht Siemens Informationen zum Schutz vor Covid-19 für die eigenen Mitarbeiter und verlinkt auf weitere Quellen, wie die WHO oder das Robert-Koch-Institut.

Beispiele für Projekte sind etwa die Entwicklung eines intelligenten Desinfektions-Roboters oder die Vernetzung von Personen und Firmen, die einen 3D-Drucker besitzen und dabei mithelfen möchten, dringend benötigte medizinische Teile zu drucken. Die Beiträge sind zentral auf der Startseite sowie im Pressebereich platziert.

Im Gegensatz zur Telekom verzichtete Siemens bis zum Zeitpunkt unserer Recherche auf die Veröffentlichung persönlicher Statements des Vorstands auf der Website. Allerdings äußerte sich Vorstandsvorsitzender Joe Kaeser auf seinem privaten Twitter-Account zu Hilfsmaßnahmen des Unternehmens. Demnach sollen Siemens-Mitarbeiter mit medizinischer Ausbildung bald die Möglichkeit bekommen, auf freiwilliger Basis in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen zu helfen. (Ein ähnliches Hilfsangebot hatte beispielsweise auch VW ins Leben gerufen.)

Insgesamt wirkt Siemens in seiner Krisenkommunikation zurückhaltender und weniger persönlich als die Telekom. Die Beiträge zur Corona-Pandemie sind bei Siemens sachlich in Berichtsform verfasst und konzentrieren sich in erster Linie auf die Vermittlung von Fakten.

(Bildquelle: siemens.com/de)

Daimler nutzt alle Kanäle und präsentiert sich ideenreich

Bei Daimler finden Besucher in allen Website-Bereichen (Presse, Karriere, CSR [g|1], IR [g|1], Magazin) zentral platzierte Informationen zur Corona-Krise. Teilweise überschneiden sich diese inhaltlich, allerdings gibt es auch jeweils eigene bereichsbezogene Beiträge. Kurzarbeit ist beim Automobilkonzern eines der Hauptthemen, das vorwiegend im Karriere- und Investor-Relations-Bereich behandelt wird.

Der Konzern stellt aber auch Hilfsprojekte vor, die vor allem medizinischen Einrichtungen bei der Bewältigung der Pandemie helfen sollen: Die Bereitstellung der 3D-Drucker für die Herstellung von Medizintechnik, die Produktion von Beatmungsgeräten und die Freistellung der unternehmenseigenen Notfallsanitäter für den Einsatz im öffentlichen Rettungsdienst sind nur drei Beispiele, wie Daimler der Krise begegnet.

Neben den Hilfsprojekten für Deutschland kümmert sich der Konzern auch um die Versorgung von Gebieten rund um internationale Daimler-Standorte: Im indischen Pune unterstützt das Unternehmen logistisch und materiell bei der Einrichtung eines provisorischen Krankenhauses mit 1.500 Betten.

An unterschiedlichen Stellen gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und den Taten Worte folgen zu lassen, ist nicht nur in Krisenzeiten das Gebot der Stunde für Unternehmen. Dennoch sind vor allem jetzt CSR- und HR-Verantwortliche gefragt, die Maßnahmen und Projekte nach innen und außen zu tragen. Daimler macht vor, wie dies trotz Kurzarbeit und Stilllegung vieler Unternehmensbereiche gelingt.

Der Automobilkonzern vergisst übrigens auch seine Investoren nicht: In einer Pressemitteilung informiert Daimler über die Verschiebung der Hauptversammlung und bietet auf der Website zusätzlich FAQs zum Thema.

(Bildquelle: daimler.com/de)

Souveräne Krisenkommunikation bei Bayer

Die Bayer AG kennt sich aus mit (Krisen-)Kommunikation, das wird in Corona-Zeiten einmal mehr deutlich. Der Pharmakonzern informiert Website-Besucher in einem Corona-Ticker umfassend zu Covid-19 und spricht dabei viele verschiedene Zielgruppen an.

Umfangreiche Informationen erwartet man sicherlich auch von einem Pharmaunternehmen, das bei der Bewältigung der Krise an vorderster Front im medizinischen und landwirtschaftlichen Sektor mitkämpft. Bayers Kommunikationsverantwortliche machen hier einen sehr guten Job: Die Ticker-Beiträge informieren zunächst kurz und prägnant über die einzelnen Themen und beinhalten ggf. Links zu weiterführenden Informationen. Viele Fotos sorgen zusätzlich für die visuelle Ansprache der Website-Besucher.

Nutzer bekommen hier leicht verdauliche Happen zu einem schwierigen Thema und können darüber tiefergehende Inhalte finden, wenn sie sich näher mit einem Beitrag beschäftigen möchten. Diese Aufbereitung macht es Interessenten einfacher, aktuelle Inhalte zu finden und orientiert sich stark am Verhalten mobiler Internetnutzer – definitiv zeitgemäß.

Bayer hat durch die eigene Geschäftstätigkeit und zahlreiche weitere Projekte gegen das Coronavirus inhaltlich sicherlich mehr zu bieten als Konzerne aus anderen Branchen, was wiederum viel Stoff für die Kommunikation liefert. Diese vielen Themen jedoch auch umfassend, verständlich, übersichtlich und aktuell für ein breitgefächertes Publikum aufzubereiten, ist eine Herausforderung, die Bayer sehr gut meistert.

Und auch die Chefetage äußert sich: CEO Werner Baumann hat sich zur Corona-Krise in einem offenen Brief an Patienten, Verbraucher, Landwirte und Partner gewandt und darin erläutert, wie Bayer dazu beiträgt, die Krise zu bewältigen und seine eigenen Mitarbeiter zu schützen. Diese Punkte werden außerdem im Commitment des Konzerns zu Covid-19 ausführlicher erklärt. Dieses ist ebenfalls zentral platziert im Ticker-Bereich zu finden. Die Website-Kommunikation bei Bayer kann man damit sicherlich als runde Sache bezeichnen.

(Bildquelle: bayer.de)

Wie empfinden Sie die Kommunikation der Unternehmen zur Corona-Krise? Haben Sie weitere Beispiele? Wir freuen uns auf Ihr Feedback via LinkedIn!

Falls Sie Unterstützung für Ihre Kommunikationsthemen suchen, melden Sie sich jederzeit per E-Mail, Kontaktformular oder telefonisch unter +49(0)2236/3936-6 bei uns, wir beraten Sie gern.